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Die UNIX-VariantenHier wird nicht die komplette Geschichte von UNIX zelebriert, da der Nutzen gering und der Wahrheitsgehalt der umgehenden Legenden schwer prüfbar ist. Um aber die feinen Unterschiede zu begreifen, die zwischen den UNIX-Derivaten existieren, kommt man um einen kurzen Rückblick nicht herum.vgl. Herold, Helmut: Linux-UNIX-Systemprogrammierung. Addison-Wesley, 1999. S. 35-37. In den 70ern entstand UNIX bei AT&T. Als erstes System wurde es nicht in der Assemblersprache des Rechners, sondern in einer extra für diesen Zweck entwickelten portablen Hochsprache entwickelt, die man heute unter dem Namen C kennt. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, UNIX auf beinahe beliebige Plattformen zu portieren. Die kommerziellen Möglichkeiten wurden zunächst völlig unterschätzt, sodass man eine Lizenz an die Universität Berkeley vergab. Diese Lizenz umfasste auch den Sourcecode von UNIX, sodass Generationen von Studenten anhand von UNIX lernten, wie ein Betriebssystem funktioniert, und Erweiterungen bzw. Korrekturen vornahmen. Es entstanden die BSD-Versionen von UNIX, deren aktuelle Version 4.4BSD heißt. FreeBSD ist eine freie Variante nicht nur für die PC-Architektur. Parallel dazu entwickelte AT&T System V.Das V steht für eine römische Fünf und wird üblicherweise englisch five ausgesprochen. Diese Variante ist die Basis von AIX von IBM, von HP-UX von Hewlett Packard und auch der neuesten Solaris-Versionen von Sun. Aufgrund der Notwendigkeit, die Portabilität zu wahren, die zu den ursprünglichen Stärken von UNIX gehörte, wurden auch Besonderheiten des BSD in das System V aufgenommen. Während seiner Entwicklungsgeschichte drohte immer wieder die Zersplitterung von UNIX in diverse Dialekte. Um verbindliche Normen zu schaffen, gab es mehrere Bestrebungen. Das IEEE (Institute for Electrical und Electronic Engineers) definierte mit POSIX (Portable Operating System Interface) eine Familie von Standards für die UNIX-Schnittstellen. Von Seiten der großen Computerhersteller wurde die X/Open gegründet, die einen Industriestandard für offene Systeme schaffen sollte. Das wichtigste Ergebnis war der XPG (X/Open Portability Guide). Nachdem UNIX aufgrund der kommerziellen Nutzung den Universitäten nicht mehr im Quelltext zur Verfügung stand und Lizenzen für interessierte Studenten unerschwinglich waren, ergaben sich verschiedene Ansätze, um in dieser Situation Abhilfe zu schaffen. An den Universitäten entstand zunächst XINUComer, Douglas: Operating System Design - The XINU Approach. Prentice Hall International Editions, 1984. von Douglas Comer als ein Systemkern ohne Anbindung an irgendwelche Peripherie. Andrew Tanenbaum entwickelte MINIX, um daran grundlegende Betriebssystemeigenschaften zu demonstrieren.Tanenbaum, Andrew S.: Operating Systems - Design and Implementation. Prentice Hall, 1987. Der Ansatz war durch sein durchgängiges Konzept des Message Passing elegant, aber nicht auf Performance ausgelegt. Parallel arbeitete eine Gruppe von Leuten bereits an freier Software, die neben vielen Tools einen freien Compiler umfasste, den GNU-CompilerDie Abkürzung GNU steht für »GNU is Not Unix«. http://www.gnu.org. In dieser Situation erstellte Linus Torvalds einen Kernel in UNIX-Machart und stellte ihn im Internet zur freien Verfügung. Er nannte ihn Linux. Durch das Hinzufügen der GNU-Tools und des MINIX-Dateisystems konnte man schnell daraus ein lauffähiges Grundsystem bauen. Von FreeBSD kamen die ersten Netzwerkbibliotheken, und X-Window wurde, da es frei verfügbar war, auch bald eingebunden. Anfangs wurde Linux noch als Betriebssystemspielzeug belächelt. Inzwischen hat sich durch die weltweite Beteiligung in unglaublicher Geschwindigkeit ein System entwickelt, das seine Spuren auch in anderen UNIX-Systemen hinterlässt. Wollte früher Linux wie UNIX sein, versuchen heute die UNIX-Systeme, die neuen Möglichkeiten von Linux zu integrieren. Heute gibt es wohl niemanden mehr, der daran zweifelt, dass Linux ein »richtiges« UNIX ist.
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