Galileo Computing < openbook > Galileo Computing - Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.
Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einführung
2 Mathematische und technische Grundlagen
3 Hardware
4 Netzwerkgrundlagen
5 Betriebssystemgrundlagen
6 Windows
7 Linux
8 Mac OS X
9 Grundlagen der Programmierung
10 Konzepte der Programmierung
11 Software-Engineering
12 Datenbanken
13 Server für Webanwendungen
14 Weitere Internet-Serverdienste
15 XML
16 Weitere Datei- und Datenformate
17 Webseitenerstellung mit (X)HTML und CSS
18 Webserveranwendungen
19 JavaScript und Ajax
20 Computer- und Netzwerksicherheit
A Glossar
B Zweisprachige Wortliste
C Kommentiertes Literatur- und Linkverzeichnis
Stichwort

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IT-Handbuch für Fachinformatiker von Sascha Kersken
Der Ausbildungsbegleiter
Buch: IT-Handbuch für Fachinformatiker

IT-Handbuch für Fachinformatiker
Galileo Computing
1216 S., 6., aktualisierte und erweiterte Auflage, geb.
34,90 Euro, ISBN 978-3-8362-2234-1
Pfeil 4 Netzwerkgrundlagen
Pfeil 4.1 Einführung
Pfeil 4.1.1 Was ist ein Netzwerk?
Pfeil 4.1.2 Entstehung der Netzwerke
Pfeil 4.2 Funktionsebenen von Netzwerken
Pfeil 4.2.1 Das OSI-Referenzmodell
Pfeil 4.2.2 Das Schichtenmodell der Internetprotokolle
Pfeil 4.2.3 Netzwerkkommunikation über die Schichten eines Schichtenmodells
Pfeil 4.3 Klassifizierung von Netzwerken
Pfeil 4.3.1 Die Reichweite des Netzwerks
Pfeil 4.3.2 Die Netzwerktopologie
Pfeil 4.3.3 Der Zentralisierungsgrad des Netzwerks
Pfeil 4.4 Netzwerkkarten, Netzwerkkabel und Netzzugangsverfahren
Pfeil 4.4.1 Die verschiedenen Ethernet-Standards
Pfeil 4.4.2 Token Ring
Pfeil 4.4.3 Drahtlose Netze
Pfeil 4.4.4 Sonstige Zugangsarten
Pfeil 4.5 Datenfernübertragung
Pfeil 4.5.1 Netzwerkzugang per Modem (analoge Telefonleitung)
Pfeil 4.5.2 ISDN
Pfeil 4.5.3 DSL-Dienste
Pfeil 4.5.4 Internetzugänge über Mobilfunk
Pfeil 4.6 Die TCP/IP-Protokollfamilie
Pfeil 4.6.1 Netzzugang in TCP/IP-Netzwerken
Pfeil 4.6.2 IP-Adressen, Datagramme und Routing
Pfeil 4.6.3 Transportprotokolle
Pfeil 4.6.4 Das Domain Name System (DNS)
Pfeil 4.6.5 Verschiedene Internet-Anwendungsprotokolle
Pfeil 4.7 Andere Protokollstapel
Pfeil 4.7.1 Die AppleTalk-Protokollfamilie
Pfeil 4.7.2 Novell IPX/SPX
Pfeil 4.7.3 NetBEUI/SMB
Pfeil 4.8 Zusammenfassung

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4.5 DatenfernübertragungZur nächsten Überschrift

Nachdem im vorigen Abschnitt die verschiedenen Formen der LAN-Vernetzung und der WANs über Standleitungen beschrieben wurden, sollen nun diverse Verfahren der Datenfernübertragung (DFÜ) geschildert werden. Wie bereits angesprochen, wurde DFÜ bereits eingesetzt, als sie lediglich der Punkt-zu-Punkt-Kommunikation zwischen einzelnen Rechnern über eine direkte Telefonverbindung diente. Heute geht es in der Regel darum, den Zugang zu einem bestehenden Netzwerk oder (über einen kommerziellen Provider) zum Internet herzustellen.

Die erste Generation der DFÜ-Hardware, der umständliche und störanfällige Akustikkoppler, muss hier nicht mehr beschrieben werden. Die drei wesentlichen Technologien sind heute Modems für den Netzwerkzugang über analoge Telefonleitungen, der Zugang über die digitale Telefonleitung ISDN sowie Hochfrequenz-Verbindungen über verschiedene DSL-Dienste. Diese verschiedenen Zugangsverfahren werden im Folgenden dargestellt.

Eine Gemeinsamkeit aller DFÜ-Netzwerkverbindungen besteht in der Notwendigkeit, die Datenübertragung über diese Leitungen zu standardisieren und bestimmte Grundlagen für die Protokolle der Vermittlungsschicht zu schaffen. Dafür werden spezielle Protokolle verwendet, die den Netzzugang über relativ langsame serielle Leitungen ermöglichen. Das traditionelle Protokoll für die Vernetzung über Wählleitungen war SLIP (Serial Line Interface Protocol). Allerdings besitzt es eine Reihe organisatorischer und technischer Mängel und wurde deshalb weitgehend durch PPP (Point-to-Point Protocol) ersetzt.

PPP kümmert sich um die Authentifizierung des Benutzers nach der Einwahl, indem Benutzername und Passwort übermittelt werden; anschließend verhandeln die beiden direkt miteinander verbundenen Punkte die eigentlichen Netzwerkdetails. Eine der wesentlichsten Fähigkeiten des Protokolls für Internetverbindungen besteht darin, dass der Einwahlknoten dem anwählenden Rechner automatisch eine IP-Adresse zuweisen kann, über die diese Netzwerkschnittstelle im gesamten Internet identifiziert wird.

Im Einzelnen erfolgen bei PPP also die folgenden Schritte:

  • Wird eine Wählleitung (analog oder ISDN) verwendet, stellt der Rechner des Benutzers über die entsprechende Schnittstelle eine Telefonverbindung her. Falls die Leitung besetzt sein sollte, werden spezielle frei konfigurierbare Maßnahmen getroffen; in der Regel erfolgt nach einer gewissen Wartezeit ein erneuter Wählversuch. Bei DSL-Leitungen wird ebenfalls die Verbindung aktiviert, auch wenn man dies nicht als Wählen im klassischen Sinne bezeichnen kann.
  • Der Einwahlknoten verlangt eine Authentifizierung, in der Regel in Form von Benutzername und Passwort. Die meisten PPP-Implementierungen in modernen Betriebssystemen übermitteln diese Daten nach einmaliger Konfiguration automatisch, ohne Zutun des Benutzers.
  • Nachdem die Daten überprüft wurden, erfolgen entweder die Ablehnung des Benutzers und der Verbindungsabbau, oder die Netzwerkparameter werden ausgehandelt. Auch wenn PPP als Netzzugangsgrundlage für alle möglichen Protokolle der Vermittlungsschicht dienen kann, wird heute fast nur noch TCP/IP aufgesetzt. Zu diesem Zweck weist der PPP-Knotenpunkt des Internetproviders der seriellen Verbindung auf der Einwahlseite eine IP-Adresse zu, eine im gesamten Internet einmalige Identifikationsnummer. Ihr Konzept wird im nächsten Abschnitt genau beschrieben.

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4.5.1 Netzwerkzugang per Modem (analoge Telefonleitung)Zur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

Für Modems wurden im Laufe der Zeit viele verschiedene Standards entwickelt, die sich insbesondere bezüglich ihrer maximalen Datenübertragungsrate voneinander unterscheiden. Der aktuelle Standard heißt V.90 und überträgt bis zu 56.600 Bit/s. Gemessen an den üblichen Geschwindigkeiten fest verdrahteter Netzwerke ist das natürlich sehr langsam, aber kein Vergleich zu den Modem-Geschwindigkeiten vergangener Jahrzehnte. Rein physikalisch scheint mit 56,6 KBit/s die Leistungsgrenze erreicht zu sein; etwas höhere Übertragungsraten lassen sich durch die heutzutage häufig verwendete Datenkomprimierung erzielen – je nach übertragener Datenart etwa bis zur doppelten Leistung.

Das Wort »Modem« ist eine Zusammensetzung aus den Abkürzungen für »Modulator« und »Demodulator«, weil es die digitalen Signale des Computers in frequenzmodulierte Analogimpulse umwandelt, diese über die Telefonleitung überträgt und am Ziel wieder zurückverwandelt. Zu diesem Zweck muss es auf der einen Seite mit dem Computer verbunden werden, zum Beispiel über USB, klassisch auch über die alte serielle Schnittstelle oder als PCI-Steckkarte. Auf der anderen Seite wird das Modem über einen TAE-Stecker an die Telefonbuchse angeschlossen. Praktisch sind in diesem Zusammenhang Dreifach-TAE-Dosen, die leicht nachgerüstet werden können: Sie verfügen über einen speziellen Anschluss (TAE-F) für ein Telefon in der Mitte und zwei Anschlüsse (TAE-N) für Zusatzgeräte – Faxgerät, Anrufbeantworter oder eben Modem – außen.

Das Modem wird vom Computer über ein einfaches ASCII-basiertes Protokoll gesteuert. Heutzutage verwenden praktisch alle Modems den sogenannten Hayes-Befehlssatz (benannt nach einem längst vergessenen Modem-Hersteller). Da die Befehle dieses Protokolls alle mit der Zeichenfolge »AT« beginnen, wird er mitunter auch als AT-Befehlssatz bezeichnet. Wichtige Befehle sind etwa folgende:

  • ATDT <Rufnummer>: DT steht für »Dial Tone« – eine Rufnummer wird im Tonwahlverfahren (Mehrfrequenzverfahren) angewählt.
  • ATDP <Rufnummer>: »Dial Pulse« – eine Rufnummer wird im Pulswahlverfahren angewählt (heute sehr selten).
  • ATH: »Hangup« – die Telefonverbindung wird unterbrochen, es wird »aufgelegt«.
  • ATZ: Das Modem wird auf den Einschaltzustand zurückgesetzt (Reset).

Das Tonwahlverfahren verwendet mehrere Töne unterschiedlicher Frequenzen, die zusammen die verschiedenen Ziffern und Funktionen des Telefons repräsentieren. Das Pulswahlverfahren sendet dagegen eine Reihe von »Klicktönen« – einen für eine 1, zwei für eine 2 und so weiter, bis zehn für eine 0. Seitdem alle Vermittlungsstellen in den deutschen Telefonnetzen digital sind, benötigt niemand mehr das langsamere und unzuverlässigere Pulswahlverfahren. Verwechseln Sie übrigens digitale Vermittlung nicht mit digitaler Signalübertragung – Letztere findet beispielsweise bei ISDN statt, das im nächsten Abschnitt behandelt wird.

Bevor eine Datenkommunikation überhaupt denkbar ist, müssen sich beide Seiten darüber einig sein, auf welche Weise sie die aufeinanderfolgenden einzelnen Bits überhaupt als Datenbits interpretieren sollen, was Datenbits, Stoppbits und eventuelle Parity-Bits angeht. Die meisten Internet-Einwahlpunkte verwenden heutzutage den Standard 8N1 (8 Datenbits, kein Parity-Bit, 1 Stoppbit). Dies muss in den Modem-Konfigurationsdaten eingetragen werden. Eine Beschreibung der verschiedenen Formen der seriellen Datenübertragung finden Sie in Kapitel 3, »Hardware«.

Nach der Herstellung der eigentlichen Telefonverbindung findet der sogenannte Handshake (»Handschlag«) zwischen den beiden Gegenstellen statt. Es wird eine Übertragungskapazität ausgehandelt, die beide Seiten verwenden können. Erst nachdem die grundlegende Datenübertragung funktioniert, wird PPP eingesetzt, um die eigentliche Netzwerkverbindung über die Telefonverbindung herzustellen, wie hier bereits beschrieben wurde.


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4.5.2 ISDNZur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

Das Integrated Services Digital Network (etwa »Digitalnetzwerk mit integrierten Diensten«) oder kurz ISDN wurde in den 80er-Jahren von verschiedenen europäischen Telefongesellschaften eingeführt; die aktivste von ihnen dürfte die in Deutschland damals noch zuständige Deutsche Bundespost gewesen sein. Es handelt sich im Prinzip um die Übertragung digitaler Signale über klassische Kupferdraht-Telefonleitungen. Einem reinen Telefonkunden bietet ISDN zunächst die folgenden unmittelbaren Vorteile:

  • Es werden zwei voneinander unabhängige Kanäle zur Verfügung gestellt; über beide kann gleichzeitig telefoniert, gefaxt oder Datenfernübertragung betrieben werden.
  • Die Rufnummer eines Anrufers, der ebenfalls ISDN verwendet, wird übermittelt und im Display eines entsprechend ausgerüsteten Telefons angezeigt (dies funktioniert natürlich auch bei Standard-Telefonleitungen mit Digitalvermittlung).
  • Während eine Verbindung besteht, kann ein weiterer Anruf angenommen werden. Entweder wird der jeweils andere Gesprächspartner in den Wartezustand versetzt (Makeln), oder der neue Anrufer wird mit dem bisherigen in dieselbe Verbindung aufgenommen (Dreierkonferenz).

Inzwischen stehen die meisten dieser Dienste dank der flächendeckend digitalen Vermittlung in Deutschland auch Analogkunden zur Verfügung; lediglich die beiden separaten Kanäle bleiben ISDN vorbehalten. Im Übrigen erhalten ISDN-Benutzer üblicherweise drei unabhängige Rufnummern (bei einigen Telefongesellschaften sogar noch mehr), die frei auf die jeweiligen Geräte verteilt werden können.

Technisch betrachtet werden sogar drei Kanäle zur Verfügung gestellt; die beiden B- Kanäle übertragen Telefongespräche, Faxe oder Daten mit jeweils 64 KBit/s, während der D-Kanal Dienstinformationen wie Rufnummernübermittlung oder Anklopfen mit 16 KBit/s überträgt. Für Internetverbindungen und andere Datenübertragungsmethoden besteht die Möglichkeit, beide B-Kanäle zu bündeln und auf diese Weise insgesamt eine Datenübertragungsrate von 128 KBit/s zu gewährleisten; natürlich entstehen dafür auch doppelte Kosten.

In der Praxis funktioniert ISDN folgendermaßen: An die normale TAE-Telefonsteckdose wird ein spezielles ISDN-Endgerät namens NTBA angeschlossen. Es stellt zwei sogenannte S0-Basisanschlüsse zur Verfügung. Diese verwenden die auch vom Twisted-Pair-Ethernet bekannten RJ-45-Stecker. An jeden dieser Anschlüsse kann ein ISDN-Endgerät angeschlossen werden, beispielsweise ein Telefon, ein Faxgerät oder ein ISDN-Adapter zur Computerdatenübertragung. Damit niemand seinen kompletten Telekommunikations-Gerätepark umstellen muss, werden als spezielle Form von ISDN-Endgeräten sogenannte TK-Anlagen angeboten, die wiederum den Anschluss analoger Endgeräte ermöglichen. Einige TK-Anlagen bieten auch durchgeschleifte S0-Anschlüsse an, beispielsweise um ISDN-Geräte an einer praktischeren Stelle anzuschließen.

Natürlich sollten Sie nicht versuchen, ein Analogmodem an eine TK-Anlage anzuschließen – es würde nicht etwa nur den eigentlichen Vorteil der ISDN-Datenübertragung zunichte machen, sondern funktioniert gar nicht. Da die übertragenen Daten nach außen wie ISDN aussehen, würde die Gegenstelle ihre Antworten mit einer Übertragungsgeschwindigkeit übermitteln, die das Modem nicht verarbeiten kann.

Um einen Computer mit ISDN zu verbinden, werden stattdessen verschiedene Formen von ISDN-Adaptern angeboten: als PCI-Steckkarten (früher gab es sogar ISA-Modelle), externe USB-Geräte oder PCMCIA-Geräte für Notebooks. Mittlerweile werden einige externe ISDN-Geräte auch mit integrierter TK-Anlagen-Funktion angeboten. Eine interne ISDN-Karte sieht genauso aus wie eine moderne Ethernet-Karte, und es kann leicht passieren, dass man das Twisted-Pair-Netzwerkkabel mit seinem baugleichen Stecker in die ISDN-Karte steckt und umgekehrt (selbstverständlich geschieht in diesem Fall gar nichts). Jedenfalls muss normalerweise ein ISDN-Kabel vom Anschluss des ISDN-Adapters zu einem S0-Anschluss verlaufen.

Der Unterschied zwischen den Übertragungsraten eines heutigen Modems (56,6 KBit/s) und Ein-Kanal-ISDN (64 KBit/s) mag Ihnen nicht besonders groß erscheinen. Als jedoch das Internet für Privatkunden interessant zu werden begann, lag die Übertragungsrate der meisten Modems bei 9.600 oder 14.400 Bit/s; erst allmählich kamen Geräte mit 28.800 Bit/s hinzu. Abgesehen davon besitzt ISDN noch heute einen weiteren Vorteil gegenüber Modem-Verbindungen: Der Verbindungsaufbau geht fast ohne Verzögerung vonstatten, während es bei Modems zu Wartezeiten von etlichen Sekunden kommen kann, bis die Leitung bereit ist.

Neben der Verbindung zu einem Internetprovider, die mittlerweile wohl die häufigste über ISDN genutzte Dienstleistung ist, war über Jahre hinweg auch die direkte Verbindung zwischen Computern für die ISDN-Datenübertragung üblich. Sehr viele Macintosh-Benutzer verwendeten hierfür regelmäßig die Software Leonardo, während Windows-Benutzern beispielsweise das Programm Fritz!Data zur Verfügung stand, das mit der in Deutschland besonders populären Fritz!Card der Berliner Firma AVM geliefert wurde. Auch viele Mailbox/BBS-Systeme wurden in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre auf ISDN umgestellt oder um eine ISDN-Einwahlmöglichkeit erweitert.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass ISDN erst mit dem Aufkommen von Internetzugängen in Firmen und Privathaushalten wirklich populär wurde. Zuvor wurde es manchmal als Telefonleitung für Firmen eingesetzt, allerdings nicht annähernd so häufig, wie die Telefongesellschaften sich dies erhofft hatten. Als ISDN dann schließlich immer öfter benutzt wurde, reichte seine Übertragungsrate immer mehr Nutzern nicht mehr aus; das Bedürfnis nach multimediafähigen Breitband-Verbindungen wuchs deutlich. Dies führte zur Einführung der im nächsten Abschnitt vorgestellten DSL-Dienste.


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4.5.3 DSL-DiensteZur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

DSL ist die Abkürzung für »Digital Subscriber Line« (etwa »digitale Abonnement-Leitung«). Der Name soll verdeutlichen, dass es sich de facto um eine Standleitung anstelle einer Wählleitung handelt. Zur Einführung von DSL kam es, da es durch die allmähliche Verbesserung der Qualität von Telefonleitungen möglich wurde, Signale hoher Frequenz zu übertragen. Auch die meisten DSL-Dienste verwenden also genau wie Modem- und ISDN-Verbindungen die klassischen Kupferleitungen der Telefongesellschaften, die allerdings immer häufiger durch Glasfaserleitungen ersetzt oder ergänzt werden.

DSL-Varianten

Es existieren zwei grundsätzliche Varianten von DSL: Bei Symmetric DSL (SDSL) sind die Übertragungsraten für ankommende und ausgehende Daten identisch, bei Asymmetric DSL (ADSL) ist die ankommende Übertragungsrate höher als die ausgehende. SDSL ist eher für mittlere bis große Unternehmen geeignet, die nicht nur permanent auf das Internet zugreifen, um im Web zu recherchieren oder ihre E-Mails zu lesen, sondern bei denen auch eine Menge Datenausgänge stattfinden – beispielsweise für den Vor-Ort-Betrieb eigener Web- oder Mailserver oder für den Direktzugriff auf das Firmennetzwerk durch externe Mitarbeiter. ADSL dagegen wird häufiger von Privatkunden oder kleineren Firmen eingesetzt, die recht hohe Datenmengen aus dem Internet herunterladen, aber nur verhältnismäßig wenige und eher kleine Uploads durchführen.

Übliche ADSL-Angebote wie T-DSL der Deutschen Telekom stellten ursprünglich eine Download-Rate von 1.024 KBit/s und eine Upload-Rate von 128 KBit/s zur Verfügung, teilweise sogar noch weniger. Aktuelle ADSL-Anschlüsse des klassischen Typs sind dagegen mit Download-Geschwindigkeiten von 2 bis 8 MBit/s ausgestattet. Auch die umgekehrte Datenrate wurde entsprechend vervielfacht. Die neueren Typen ADSL2 und ADSL2+, die allerdings eine nicht überall verfügbare hohe Leitungsqualität und spezielle Hardware benötigen, schaffen sogar 16 beziehungsweise 25 MBit/s im Download.

SDSL-Lösungen werden von sehr vielen kommerziellen Providern angeboten und stellen je nach Bedarf viele verschiedene Übertragungsraten von 1.024 KBit/s bis hin zu mehreren MBit/s zur Verfügung. Sie sind deutlich teurer als ADSL-Angebote mit der gleichen oder gar mit einer höheren Übertragungsrate, weil die entsprechende Technik aufwendiger ist.

Anders als bei Modem- oder ISDN-Angeboten werden die Gebühren für DSL-Anschlüsse in der Regel nicht nach der Nutzungsdauer berechnet, sondern als sogenannte Flatrate für beliebig lange Onlinezeiten. Einige Provider verwenden allerdings eine Volumenbeschränkung, das heißt, ohne Aufpreis darf monatlich nur eine bestimmte Datenmenge transferiert werden.

Neben den DSL-Angeboten, die über normale Telefonleitungen laufen, werden seit einiger Zeit auch spezielle Lösungen angeboten. Eine davon ist die Internetverbindung über das Glasfaserkabel des Kabelfernsehens. Da dieses Kabel für das Passivmedium Fernsehen erfunden wurde, besitzt es in seiner ursprünglichen Version keine Rückkanal-Fähigkeit. Es können Daten empfangen, aber nicht gesendet werden; noch nicht einmal die Anforderung einer URL kann abgesetzt werden. Erst allmählich wird der Rückkanal derjenigen Kabelnetze nachgerüstet, die die Deutsche Telekom bereits verkauft hat.

Eine andere Lösung ist besonders interessant für kleine Gemeinden, die so weit von der nächsten größeren Stadt entfernt liegen, dass sich eine Nachrüstung der bestehenden Telefonleitungen oder Fernsehkabelnetze nicht lohnt: die Kommunikation mit einem Satelliten über eine Parabolantenne. Diese Lösung bietet beispielsweise die Firma Teles unter dem Namen skyDSL an. Die Datenübertragungsrate beträgt bis zu 24.000 KBit/s. Über den Satelliten ist allerdings nur der Datenempfang möglich; Anfragen und andere Sendevorgänge erfolgen über Analogmodem, ISDN oder GSM-Mobilfunk.

ADSL anschließen

An den TAE-Anschluss eines ADSL-Kunden wird ein sogenannter Splitter angeschlossen – eine Frequenzweiche, die die hochfrequenten DSL-Signale und die niedrigfrequenten normalen Telefonsignale voneinander trennt. Den Ausgang für die Telefonsignale bietet wiederum ein TAE-Anschluss, an den entweder ein Analog-Telefon oder ein NTBA angeschlossen wird, je nachdem, ob ADSL mit einem Analog- oder mit einem ISDN-Telefonanschluss kombiniert wird.

Den Ausgang für die speziellen ADSL-Signale bietet eine Twisted-Pair-Buchse vom Typ RJ-11. An diesen Anschluss wird in der Regel ein ADSL-Modem angeschlossen, das dann über USB oder Twisted-Pair-Ethernet mit dem Computer verbunden wird. Natürlich ist die Bezeichnung ADSL-Modem technisch gesehen Unfug. Bei DSL findet keinerlei Analog-Digital-Umwandlung statt. Dennoch ist der Begriff Modem für das Gerät weit verbreitet, weil es den Computer mit einer seriellen Fernleitung verbindet. Beim Anschluss über eine Ethernet-Schnittstelle kommt eine spezielle PPP-Variante namens PPPoE (PPP over Ethernet) zum Einsatz.

Statt der reinen ADSL-Modems zum Anschluss eines einzelnen Rechners werden inzwischen meist DSL-Router verwendet, die gleich einem gesamten Netzwerk per Ethernet, WLAN oder beidem den Internetzugang bereitstellen. Inzwischen erlauben auch die meisten Provider den Einsatz solcher Router; früher waren die günstigsten Tarife dagegen vielfach auf einen Einzelrechner beschränkt. Die jüngste Generation von DSL-Routern verzichtet auch gleich auf einen externen Splitter und bringt diese Funktionalität selbst mit.


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4.5.4 Internetzugänge über MobilfunkZur vorigen Überschrift

Neben den hier behandelten stationären DFÜ-Verbindungen werden auch diejenigen über Mobilfunk immer wichtiger. Über die seit den 90er-Jahren errichteten GSM-Netze (in Deutschland beispielsweise D1, D2, E-Plus und so weiter) kam ursprünglich vor allem ein Verfahren namens GPRS (General Packet Radio Service) zum Einsatz; es wurde mehrfach in Details verbessert, bietet aber noch immer keine allzu hohen Datentransferraten – sie liegen bei 53,6 KBit/s im Download und 26,8 KBit/s im Upload. Neuere Verfahren sind zum Teil erheblich schneller:

  • EDGE: Download 217,6 KBit/s, Upload 108,8 KBit/s
  • UMTS: Download und Upload 384 KBit/s
  • HSPA: Download (HSDPA) 7,2 Mbit/s, Upload (HSUPA) 1,4 Mbit/s
  • LTE (Long-Term Evolution) ist ein neuer Standard, den erst wenige Geräte und Mobilfunkanbieter unterstützen. In der ersten Ausbaustufe werden Übertragungsraten bis 100 MBit/s realisiert. Experimentell sind auch bereits Übertragungen im Gigabit-Bereich möglich; diese werden jedoch erst im Rahmen der nächsten Ausbaustufe (LTE-Advanced) ab Ende 2013 auf den Markt kommen.

Alternativ werden die verschiedenen mobilen Datenübertragungsstandards mit Generationsnummern bezeichnet: 1G bezeichnet historische Mobilfunknetze vor der Handy-Revolution der 90er-Jahre, 2G ist der GSM-Mobilfunk, 2.5G ist GPRS, und 3G steht für EDGE, UMTS und HSPA. LTE wird im Marketing zwar mit dem Modebegriff 4G beworben, streng genommen handelt es sich jedoch um 3.9G als Weiterentwicklung von 3G. Erst LTE-Advanced wird die 4G-Spezifikationen voll erfüllen.

Mobilfunkzugänge können entweder für Web-, E-Mail- und andere Netzwerksoftware auf dem Mobiltelefon selbst verwendet werden, oder aber das Handy dient – beispielsweise über Bluetooth – als Mobilfunkmodem für einen Laptop oder ein Nur-WLAN-Tablet (der Fachbegriff dafür lautet Tethering). Speziell für UMTS oder HSPA gibt es auch eigenständige Netzwerkzugangsgeräte, die per USB an den Rechner angeschlossen werden und beinahe überall einen Internetzugang mit annehmbarer Geschwindigkeit bieten.

Um die Vorteile eines solchen Anschlusses wirklich zu nutzen, sollte aus Kostengründen ein Datenflatrate-Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter abgeschlossen werden. Beachten Sie aber, dass diese Zugänge sehr oft eine Transfervolumenbeschränkung enthalten. Nachdem das Volumen für den entsprechenden Monat aufgebraucht ist, steht in der Regel nur noch eine langsamere Verbindung wie etwa EDGE zur Verfügung.[Anm.: Die Telekom kündigte im Frühjahr 2013 an, solche Regelungen künftig auch für DSL-Anschlüsse einführen zu wollen. Für Empörung sorgte dabei insbesondere, dass sie ihre eigenen Web-TV- und Unterhaltungsangebote nicht in dieses Volumen einzurechnen gedenkt (mögliche Verletzung der Netzneutralität). Nach sehr viel Kritik und Spott wurden die Pläne inzwischen zumindest aufgeweicht; Konkurrenzdruck könnte möglicherweise dazu führen, dass sie endgültig fallen gelassen werden.] Glücklicherweise verfügen praktisch alle modernen Smartphones (und Tablets sowieso) auch über WLAN, sodass zu Hause oder am Arbeitsplatz meist keine Datenübertragung über Mobilfunk erforderlich ist.

Für den Urlaub oder ähnliche Gelegenheiten werden auch Prepaid-SIM-Karten oder USB-Sticks angeboten. Auf keinen Fall sollten Sie den Fehler machen, im Ausland ungeprüft das sogenannte Daten-Roaming Ihres Mobiltelefons zu aktivieren, da es geradezu irrational teuer ist (zum Beispiel 1 Euro pro 50 Kilobyte übertragener Daten). Verschiedene Initiativen der EU-Kommission, diese Tarife zu senken, zeigen erst allmählich Wirkung.



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