»Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems,
das gelöst werden will.«
– Galileo Galilei
7 Die Shell
In diesem Kapitel werden wir uns mit einem Thema beschäftigen, das für die Arbeit mit allen Unix-artigen Systemen zentral ist. Dabei ist es fast egal, ob es sich um Linux, *BSD, Solaris, AIX, HP-UX, Mac OS X oder was auch immer handelt. Das Thema dieses Kapitels ist die Shell. Doch ...
7.1 Was ist eine Shell?
Ganz kurz und verständlich: Die Shell ist das Programm, das nach dem Konsolen-Login gestartet wird und in dem Befehle (etwa zum Start weiterer Programme) eingegeben werden können. [Fn. Natürlich werden nach dem Login oftmals noch diverse andere Programme, etwa mail oder fortune, gestartet, doch lassen wir diese hier zunächst noch außer Acht.] Die Shell ist somit das Arbeitsinstrument Nummer Eins der klassischen Unix-Umgebung.
Listing 7.1 Ein Login mit Shell-Start
OpenBSD/i386 (eygo.sun) (ttyC1)
login: swendzel
Password:
swendzel$
Dass Sie sich in einer Shell befinden, bemerken Sie oftmals durch den sogenannten Eingabe-Prompt, der Sie zur Eingabe eines Befehls auffordert. Dieser kann verschieden aussehen – hier sind einige Beispiele für Shell-Prompts:
Listing 7.2 Typische Shell-Prompts
user$
host#
#
$
%
bash2#
Sofern Sie sich in einer Shell befinden, sollte es kein Problem sein, einen Befehl auszuführen. Probieren Sie es am besten gleich einmal aus. [Fn. Und genießen Sie es – vielleicht spüren Sie ja schon die Faszination ...] Starten Sie einfach die Bourne-Shell, die unter den meisten Unix-Systemen die Standardshell ist. [Fn. Unter Linux ist die Standardshell die bash und die vermeintliche Bourne-Shell nur ein Hardlink auf die bash.] Dazu geben Sie den Befehl /bin/sh ein.
Listing 7.3 Start der Bourne-Shell
user$ /bin/sh
user$
Sofern Sie sich bereits in der Bourne-Shell befanden (was durchaus der Fall sein kann), wird sich Ihnen kein interessantes Bild auf dem Bildschirm bieten – Sie erhalten nämlich genau den gleichen Eingabe-Prompt wie bisher. Allerdings arbeiten Sie nun mit der neuen Shell. Würden Sie diese Shell nun verlassen, befänden Sie sich wieder in der Login-Shell.
7.1.1 Eine Shell verlassen
Um eine Shell wieder zu verlassen, verwendet man das Kommando exit. Durch diesen Befehl kann grundsätzlich jede Standard-Shell verlassen werden. Geben Sie dieses Kommando einmal in der soeben gestarteten Bourne-Shell ein, danach werden Sie sich wieder in der Login-Shell befinden. Für eine Login-Shell gilt noch eine besondere Bedingung: Login-Shells können durch das Kommando logout verlassen werden. Anschließend wird die Shell-Session des Benutzers beendet, und dieser wird zum erneuten Login aufgefordert.
Listing 7.4 Subshell und Login-Shell verlassen
user$ exit
user$ logout
OpenBSD/i386 (eygo.sun) (ttyC1)
login:
Weiterhin können Shells auch verlassen werden, in dem man ihnen ein EOF (»end of file«) über die Tastenkombination Strg+D sendet.
7.1.2 nologin
Je nach verwendetem Betriebssystem steht Ihnen unter Linux und BSD ein Programm zur Verfügung, das den Login eines Accounts unterbindet, was nicht mit einer kompletten Deaktivierung des Accounts gleichzusetzen ist. Das Ausführen von Prozessen ist nämlich auch unter Accounts ohne gültige Login-Shell möglich.
Dieses Programm, oft handelt es sich um /sbin/nologin oder auch /bin/false, wird als Login-Shell des Benutzers in der Benutzerkonfiguration angegeben (näheres hierzu erfahren Sie im weiteren Verlauf des Buches).
Normalerweise wird beim erfolgreichen Login-Versuch, also bei der Eingabe des korrekten Passworts eines solchen Benutzers, eine Meldung wie »This account is currently not available.« ausgegeben. Unter OpenBSD können Sie diese Meldung jedoch an Ihre Wünsche anpassen, indem Sie den auszugebenden Text selbst in die Datei /etc/nologin.txt eintragen. Diese Datei muss normalerweise erst von Hand erstellt werden. Weitere Informationen hierzu liefert Ihnen die Manpage nologin(8).
Listing 7.5 Eine eigene Meldung via nologin ausgeben
$ echo "Account gesperrt." > /etc/nologin.txt
$ chmod 644 /etc/nologin.txt
$ nologin
Account gesperrt.
7.1.3 /etc/shells
In der Datei /etc/shells stehen die Pfadnamen gültiger Login-Shells. Das bedeutet, dass all diese Shells in der Passwortdatei für einen Benutzer angegeben werden können. Außerdem können diese Shells beim Wechsel der Login-Shell durch das Programm chsh (das wir gleich besprechen werden) verwendet werden.
Listing 7.6 Der typische Inhalt von /etc/shells
$ cat /etc/shells
# /etc/shells: valid login shells
/bin/ash
/bin/csh
/bin/sh
/usr/bin/es
/usr/bin/ksh
/bin/ksh
/usr/bin/rc
/usr/bin/tcsh
/bin/tcsh
/bin/sash
/usr/bin/esh
/bin/bash
/bin/rbash
/bin/dash
/bin/zsh
/usr/bin/zsh
Möchten Sie selbst installierte Shells als Login-Shells verwenden, so müssen Sie einen entsprechenden Eintrag für die neuen Shells in der /etc/shells eintragen. Sofern Sie eine Shell über ein Paketmanagementsystem installieren (was fast immer der Fall sein dürfte), werden die Einträge der Datei /etc/shells meistens automatisch angepasst.
7.1.4 Die Login-Shell wechseln
Beim Login in ein System wird die Shell aufgerufen, die Ihrem Account in der Datei /etc/passwd zugewiesen wurde. Diese Login-Shell lässt sich jedoch ganz einfach ändern. Dazu wird das Programm chsh verwendet. Nachdem Sie Ihr Passwort dort eingegeben haben, geben Sie den Pfad zu der Shell ein, die in Zukunft verwendet werden soll. Ein Blick in /bin verschafft Ihnen eine Übersicht über die installierten Shells. [Fn. Unter einigen Systemen (etwa OpenBSD) landen Shells, die als Ports installiert wurden, in /usr/local/bin.] chsh modifiziert anschließend den Eintrag in der Passwort-Datei des Systems.
Listing 7.7 Die Login-Shell ändern
$ chsh
Password:
Ändere die Login-Shell für swendzel
Geben Sie einen neuen Wert an oder ENTER für den Standardwert
Login-Shell [/bin/bash]: /bin/csh
$
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