22.7 Window-Manager und Desktops
Wer zum ersten Mal mit dem X-Window-System in Kontakt kommt, den wird sicherlich ein Konzept ganz besonders interessieren: Es gibt nicht nur eine grafische Oberfläche, vielmehr kann man sich seine Oberfläche aussuchen, denn es gibt eine ganze Menge davon. So eine Oberfläche wird als Window-Manager bezeichnet.
Ein Window-Manager bestimmt das allgemeine Aussehen der Oberfläche. So kann die Farbe der Anwendungen genauso wie deren Fensterkomponenten oder das Aussehen des Mauszeigers bestimmt werden. [Fn. Den eigentlichen vom Programm definierten Fensterinhalt bestimmt ein Window-Manager jedoch nicht, kann aber dessen Darstellung durchaus beeinflussen.] Außerdem sehr beliebt sind Features wie Hintergrundbilder und Themes.
Man unterscheidet bei den Window-Managern zwischen bloßen Window-Managern und sogenannten Desktops. Desktops zeichnen sich dadurch aus, dass sie noch eine ganze Palette von Zusatzprogrammen mitbringen. Die bekanntesten Window-Manager sind der Window Maker und der alte FVWM. Die bekanntesten Desktops sind KDE, GNOME, XFCE und mittlerweile auch LXDE.
Wie wir bereits beim Unterschied zwischen X-Clients und X-Servern festgestellt haben, ist das X-Window-System sehr modular aufgebaut. Im Gegensatz zu großen »Einheitsbrei-Systemen« kann man einzelne Teile gezielt austauschen und ersetzen.
Das beste Beispiel für diese Modularität sind neben den austauschbaren X-Servern (verschiedene Hardware) die Window-Manager. Das zeigt wieder einmal die für Linux typische Philosophie, dass eine gute Lösung nicht unbedingt für jeden Anwender auch notwendig die beste sein muss.
22.7.1 Aufgaben
Mit dem Window-Manager wird das Verhalten des Fensters und dessen Position von der Anwendung abstrahiert. Er übernimmt im Einzelnen unter anderem folgende Aufgaben:
- Eingabefokus
Der Window-Manager verwaltet den Eingabefokus so, dass beispielsweise nur das jeweils aktive Fenster die Tastatureingaben bekommt. Zudem wird sichergestellt, dass der Benutzer irgendwie (meistens mit der Maus) zwischen den Fenstern wechseln kann. - Fensterrahmen
Der Window-Manager zeichnet Rahmen um die Fenster. - Verwaltung der Eingabe-Events
Der Window-Manager kümmert sich abgesehen vom Eingabefokus auch allgemein um Maus und Tastatur. Manche Eingaben sind ja auch für ihn selbst gedacht, beispielsweise wenn ein Benutzer ein Fenster schließen möchte und dazu die entsprechende Aktion ausführt. - Verwaltung der Fenster an sich
Natürlich muss der Benutzer die Fenster bewegen und zwischen ihnen wechseln können – auch hierfür ist der Window-Manager zuständig.
22.7.2 Konzepte
Wichtige Vokabeln
Zum komfortablen Arbeiten braucht es etwas mehr, als diese Features. Viele Fenster werden zum Beispiel schnell etwas unübersichtlich. Für dieses Problem gibt es mehrere Ansätze:
- Iconifizieren von Fenstern
Man kann, wie allseits bekannt ist, Fenster minimieren und dann als kleines Icon in der Taskleiste sehen, bis man sie das nächste Mal braucht. Dann lässt sich, meist mit einem Klick auf das entsprechende Icon, das Fenster wieder vergrößern. Da so etwas im weitesten Sinne mit der Verwaltung von Fenstern zu tun hat, kümmert sich der Window-Manager auch um diese Aufgaben. Das Minimieren an sich kann dann von Window-Manager zu Window-Manager anders realisiert sein. - Virtual Desktops
Virtuelle Desktops sind eine Möglichkeit, Ihren Bildschirm um ein paar logische Bildschirme zu erweitern. Sie können dann Ihre Fenster über diese virtuellen Desktops verteilen und meistens über einen sogenannten Pager mit Miniaturansichten der Desktops auf diese zugreifen. Auch diese Funktionalität ist vom Window-Manager abhängig. - Workspace
Workspaces sind im Prinzip dasselbe wie virtuelle Desktops, allerdings mit dem Unterschied, dass man versucht, die Fenster thematisch zu gruppieren. Man hat dann also beispielsweise einen Arbeitsbereich für die Textverarbeitung, einen für die E-Mail-Kommunikation sowie einen weiteren für das Arbeiten mit der Shell. - Taskleiste
In einer Taskleiste werden alle offenen Fenster einer X-Session bzw. eines Workspaces angezeigt, so dass man trotz überlappender Fenster schnell auf alles zugreifen kann. - Startleiste
Eine Startleiste ist kein Feature, um vorhandene Fenster zu verwalten, sondern eher um komfortabel neue Programme starten zu können. Meistens findet man in einer Startleiste daher Icons für bestimmte Programme oder auch Startmenüs, die wiederum eine Vielzahl verschiedener Programme enthalten. Des Weiteren findet man oft Hybride zwischen Task- und Startleisten, also Leisten, die beide Funktionalität kombinieren.
Die Window-Manager unterscheiden sich, wie Sie sehen, nicht nur in Äußerlichkeiten, sondern auch im Funktionsumfang.
22.7.3 Was steht zur Auswahl?
[»]Bei dieser Einleitung in das Thema Window-Manager und Desktops soll es in diesem Buch
nicht bleiben. Da dieses Thema für die meisten Leser so wichtig ist, haben wir das
ganze nächste Kapitel kdegnomewm darauf ausgelegt, Ihnen die wichtigsten Window-Manager und Desktops etwas genauer
zu zeigen.
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