30.9 Die GNU Autotools
Wahrscheinlich kennen Sie den Ablauf: Man lädt eine neue Software in Form eines komprimierten tar-Archivs herunter, entpackt es und lässt dann das Skript mit dem Namen configure durchlaufen. Wenn configure, das das System auf die Abhängigkeiten einer Software hin überprüft und für deren Vorkonfiguration sorgt, keine Probleme bereitet, startet man make, und die Software wird übersetzt.
Diese configure-Skripte werden jedoch nicht direkt selbst von den Entwicklern geschrieben, sondern von den GNU Autotools erstellt. Der Sinn und Zweck dieser Programme ist es, Software portabel zu gestalten und somit ohne viel Zutun des Entwicklers für möglichst viele Systeme verfügbar zu machen. Um die Erstellung dieses configure-Skripts kümmert sich das Programm Autoconf auf der Basis der vom Entwickler bereitgestellten Datei configure.ac.
Das Programm Automake hingegen kümmert sich um die Konfiguration der Makefiles, wobei die Konfiguration vom Entwickler über die Input-Datei Makefile.am festgelegt wird. Das dritte Tool im Bunde nennt sich Libtool und wird dafür benutzt, plattformübergreifend statische und Shared Libraries zu generieren.
[zB]Im Folgenden werden wir ein kleines Beispielprogramm mithilfe der Autotools übersetzen. Dieses Beispiel dient lediglich als minimale Einführung in die Thematik. Leider besprechen nur wenige Bücher zum Thema »Linux-Programmierung« diese Thematik ausführlich, wir werden weiter unten allerdings ein entsprechendes taugliches Buch empfehlen.
Unser Beispielprogramm ist das folgende simple »Hello, World«-Projekt. Es benötigt keine zusätzliche Portabilität, da es sich an den ANSI-C-Standard hält, doch als Einführung reicht es allemal:
Listing 30.50 hello.c
#include <stdio.h>
int main(int argc, char *argv[])
{
printf("Hello World!\n");
return 0;
}
Wir erstellen zu diesem Zweck ein einfaches Makefile:
Listing 30.51 hello.c
all : hello.c
gcc -o hello hello.c
autoscan, autoconf
Der erste Schritt zum configure-Skript ist ein Aufruf des Tools autoscan, das das Arbeitsverzeichnis nach relevanten Projektdateien untersucht. Dieses Skript erstellt zunächst die Datei configure.scan, die wir anschließend in configure.ac umbenennen.
Listing 30.52 autoscan
$ autoscan
$ ls
autoscan.log configure.scan hello* hello.c Makefile
$ mv configure.scan configure.ac
configure
Die Datei configure.ac wird von Autoconf verwendet, um mit den in ihr enthaltenen Informationen schließlich das configure-Skript zu erzeugen.
Listing 30.53 autoconf
$ autoconf
$ ls configure
configure
Wenn wir nun das configure-Skript ausführen, so überprüft es, ob alle nötigen Abhängigkeiten des Softwareprojekts vom lokalen System erfüllt werden. Bei größeren Projekten wird hier natürlich noch wesentlich mehr überprüft (etwa das Vorhandensein einer Library oder einer bestimmten Library-Funktion wie der optionalen Funktion strlcpy()).
Listing 30.54 configure
$ ./configure
checking for gcc... gcc
checking for C compiler default output file name...
a.out
checking whether the C compiler works... yes
checking whether we are cross compiling... no
checking for suffix of executables...
checking for suffix of object files... o
checking whether we are using the GNU C compiler...
yes
checking whether gcc accepts -g... yes
checking for gcc option to accept ISO C89... none
needed
configure: creating ./config.status
config.status: error: cannot find input file:
Makefile.in
config.log
configure sollte nun die Datei config.log erzeugt haben. Sie enthält interessante Informationen über die von configure ausgemachten Einzelheiten des Systems. Für einen Entwickler sind solche Informationen besonders beim Debugging auf neuen Systemen interessant.
Wie Sie sehen, gibt das Skript am Ende des Durchlaufs noch eine Fehlermeldung aus. Es sucht nach der Datei Makefile.in. Bisher haben wir unser Makefile von Hand erstellt, doch die Autotools bieten auch für die automatische Generierung des Makefiles eine Lösung. Das configure-Skript erstellt dieses Makefile aus der Datei Makefile.in, die aber noch nicht existiert.
Aus diesem Grund benennen wir unser eigenes Makefile in Makefile.in um und schauen uns an, wie configure darauf reagiert.
Listing 30.55 configure, zweiter Versuch
$ ./configure
checking for gcc... gcc
checking for C compiler default output file name...
a.out
checking whether the C compiler works... yes
checking whether we are cross compiling... no
checking for suffix of executables...
checking for suffix of object files... o
checking whether we are using the GNU C compiler...
yes
checking whether gcc accepts -g... yes
checking for gcc option to accept ISO C89... none
needed
configure: creating ./config.status
config.status: creating Makefile
config.status: error: cannot find input file:
config.h.in
Wie Sie sehen, versucht das Programm erneut eine Datei, die wir nicht haben, zu finden. Aus der Datei config.h.in würde sonst die Datei config.h erzeugt, die einige Makros enthält, mit denen man im Quellcode des Programms diverse Details des Systems abfragen kann. An dieser Stelle werden wir jedoch nicht weiter darauf eingehen.
Ein Aufruf von make sollte nun allerdings gelingen.
Listing 30.56 Unser Programm lässt sich übersetzen.
$ cat Makefile
all : hello.c
gcc -o hello hello.c
$ make && ./hello
gcc -o hello hello.c
Hello World!
[»]Weitere Informationen zu den GNU Autotools finden Sie auf den Webseiten von Red Hat in Form eines Online-Buchs:
http://sources.redhat.com/autobook/autobook/autobook_toc.html
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