2 Was ist Ubuntu?
»Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt,
sondern durch Arbeit und eigene Leistung.«
Albert Einstein (1879–1955),
Physiker und Nobelpreisträger
Was Sie in diesem Kapitel erwartet
Ubuntu ist seit dem Erscheinen der ersten Version weltweit die beliebteste Linux-Distribution. Was sind die Gründe für diesen steilen Aufstieg? Wem haben wir Ubuntu zu verdanken, und was ist »Ubuntu« für ein merkwürdiges Wort?
- Orientierung für den Einsteiger
Für die Einsteiger unter den Lesern habe ich dieses Kapitel als Orientierung vorgesehen. Es soll Ihnen einen Einblick in die Geschichte und Herkunft von Ubuntu geben. Sie lernen die Strukturen rund um Ubuntu kennen, aber auch die spezifischen Eigenschaften, die Ubuntu von anderen Linux-Distributionen unterscheidet. - Lesenswerte Hintergründe
Die »fortgeschrittenen« Leser können dieses Kapitel selbstverständlich überspringen. Es wird Ihnen wahrscheinlich keine neuen Erkenntnisse bescheren, auch wenn es sich lohnt, mehr über den Hintergrund von Ubuntu zu erfahren.
Benötigtes Vorwissen
Ubuntu basiert auf wesentlich älteren Projekten, die sich hinter den Begriffen »GNU/Linux«, »Debian«, »GNOME«, »Open Source« und »freie Software« verbergen. Wenn Sie an einer detaillierten Erläuterung dieser Projekte interessiert sind, finden Sie in Kapitel 1, »Die Wurzeln von Ubuntu«, umfangreiches Hintergrundwissen.
2.1 Historie
Sicherlich gab es kaum jemanden in der Linux-Szene, der große Erwartungen in die am 15. September 2004 in zahlreichen Newsgroups erschienene Ankündigung einer bis dato nicht in Erscheinung getretenen Firma namens Canonical setzte. In dieser Nachricht wurde die erste Ubuntu-Version 4.10 verlautbart. Dies war die Geburtsstunde von Ubuntu.
Der genaue Wortlaut dieser Meldung war wie folgt:
From:"Benj. Mako Hill" <mako-AT-canonical.com> To: ubuntu-announce-AT-lists.ubuntulinux.org Subject: Announcing Ubuntu 4.10 Preview Date: Wed, 15 Sep 2004 13:50:02 -0400
Most of you receiving this mail registered for the low-traffic announcement list at no-name-yet.com. This is our first announcement! Before we get to the good stuff I'm pleased to announce that we are nameless no more ... the name of our distribution is "Ubuntu" (read below for details) and the company supporting the project is Canonical Ltd.
Announcing Ubuntu 4.10 Preview
Ubuntu is a new Linux distribution that brings together the breadth of Debian with a focused selection of packages, regular releases (every six months) and a commitment to security updates with 18 months of security and technical support for every release.
Inzwischen gibt es über ein Dutzend Veröffentlichungen dieses Betriebssystems (siehe Tabelle 2.2, »Übersicht der Veröffentlichungen«).
Newsgroups: Virtuelle Diskussionsforen im Internet (früher auch abseits des Internets in selbständigen [Mailbox-]Netzen), in denen zu einem umgrenzten Themenbereich Textbeiträge (auch Nachrichten, Artikel oder Postings genannt) ausgetauscht werden.
2.1.1 Eine Distribution von vielen
Es ist aus Gründen der Modularität möglich, sich ein Linux-System vollständig selbst zusammenzustellen. Allerdings ist es für die meisten von uns am einfachsten, sich eine Distribution zu kaufen oder sich die Wunsch-Distribution einfach herunterzuladen.
Kostenlose Zusammenstellung: Eine Distribution ist eine »Komposition«, die aus dem Original"=Linux-Kern und anderer Software besteht. Die in den Distributionen enthaltenen Programme sind in der Regel ebenfalls frei erhältlich, auch wenn sie unter anderen Lizenzen stehen können. Allen diesen Lizenzen ist gemeinsam, dass sie sogenannte Open-Source-Lizenzen sind. Dies bedeutet, dass diese Programme kostenlos erhältlich sind und ihr Quellcode frei verfügbar ist.
Ubuntu ist eine solche Distribution, und Canonical bzw. die Ubuntu Foundation erledigt die Arbeit, den Linux-Kernel mit vielen Programmen zusammenzustellen, das Artwork (Erscheinungsbild) anzupassen und Ihnen dies kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Derartige Zusammenstellungen wurden schon früh in der Geschichte von Linux entworfen. So tauchten ab 1992 zunehmend mehr Distributionen auf, die jeden Geschmack zu bedienen versuchten. Eine Übersicht der wichtigsten Distributonen finden Sie in der folgenden Tabelle. Schnell entwickelten sich auch Geschäftsmodelle rund um Linux und Open Source. Die geringe Bandbreite (Geschwindigkeit) der Internetnutzer – damals gab es noch kein DSL – führte dazu, dass sich viele an Linux Interessierte die Software auf CDs zuschicken ließen.
Ranking der Linux-Distributionen
Distrowatch (www.distrowatch.org) informiert über aktuelle Veröffentlichungen von Hunderten von Distributionen und stellt ein Ranking der beliebtesten auf.
Distrowatch: Linux ist nicht gleich Linux – es gibt eine unüberschaubare Anzahl von verschiedenen Linux-Distributionen. Genau diese Vielfalt ist Fluch und Segen zugleich, denn der Anwender kann hierbei schnell den Überblick verlieren. Die Internetseite www.distrowatch.org listet zurzeit über 350 verschiedene Linux-Distributionen auf. Die Palette reicht hierbei von so bekannten Distributionen wie Ubuntu bis hin zu pQui, einer spanischen Distribution, die auf Slackware basiert.
Die Hitliste von Distrowatch wird durch Zugriffe und die damit verbundenen Informationen über das Betriebssystem erstellt. Diese Methode ist keineswegs perfekt und kann manipuliert werden, gibt aber dennoch einen ungefähren Eindruck von der Beliebtheit einer Linux-Distribution.
Mark Shuttleworth
Der geistige Vater von Ubuntu ist Mark Shuttleworth (siehe Abbildung 2.1), vielen sicher auch bekannt als der zweite Weltraumtourist in der Geschichte der Raumfahrt. In der Ubuntu-Gemeinschaft wird er daher oft auch »Space Cowboy« oder »Afronaut« genannt – in Anlehnung daran, dass er als erster Mensch Afrikas 2002 den Weltraum besuchte. Übrigens hat er für diese Reise mindestens 20 Millionen US-Dollar gezahlt.
Thawte Consulting
Mark Shuttleworth ist der Gründer der Softwarefirma Thawte Consulting. Als diese von VeriSign in der Zeit der »New Economy« in den 1990er Jahren übernommen wurde, wurde Shuttleworth über Nacht zum Millionär. Zwar weiß niemand, ob Shuttleworth im Weltraum die Erleuchtung zum Projekt Ubuntu kam. Fest steht, dass der Multimillionär seinerseits der Internetgemeinde etwas zurückgeben wollte, basierte doch sein Vermögen auf den Geschäften, die er in den seligen Zeiten der New Economy getätigt hatte.
Abbildung 2.1 Mark Shuttleworth trug auf dem Linux-Tag 2006 ein Shirt mit dem Logo von KDE als Aufdruck, um seine Verbundenheit mit dem KDE-Projekt zu demonstrieren. Im Vorfeld dieser Veranstaltung hatte es Vorwürfe gegeben, dass Ubuntu zu sehr auf GNOME fixiert sei. Er begegnete diesem Vorwurf mit einem Lachen.
Nicht nur wohltätig
Trotz allem handelt es sich bei Ubuntu nicht nur um ein rein wohltätiges Projekt. Wenn eine Distribution längerfristig am Markt bestehen will, benötigt sie eine kontinuierlich arbeitende Entwicklergemeinde und eine funktionierende Infrastruktur. Dies bedeutet unter anderem, dass die Server unterhalten werden müssen. Dies alles kostet Geld, das in erster Linie durch das Anbieten von Support verdient wird.
2.1.2 Veröffentlichungspolitik
Ubuntu erscheint alle sechs Monate in einer erneuerten Version. Dies ist ein relativ kurzer Zeitraum, aber keine Angst: Sie müssen nicht jede neue Version sofort installieren. Prinzipiell gibt es zwei Varianten der Verwendung:
- Halbjährlich – stets aktuell
Wie bereits erwähnt, erscheint Ubuntu regelmäßig alle sechs Monate (jeweils im April und im Oktober) in einer runderneuerten Version. Bei vielen Ubuntu-Benutzern ist der Wunsch nach einem stets aktuellen System sehr groß. Hier werden bereitwillig Abstriche in Bezug auf die Stabilität in Kauf genommen. Viele der Nutzer haben Linux und Ubuntu quasi als Hobby, so dass die intensive Beschäftigung mit Ubuntu für sie kein Hindernis darstellt. - LTS – Long Term Support
Produktiv orientierte Anwender und Firmen haben allerdings kein Interesse an einer halbjährlich wiederkehrenden Umstellung des Systems. Bei diesen Anwendern liegt der Fokus auf größtmöglicher Stabilität, langen Support-Zeiten und Zertifizierungen. Daher münden die halbjährlichen Veröffentlichungen nach zwei Jahren in eine besonders ausgezeichnete Version, die sogenannte LTS-Version (LTS bedeutet Long Term Support – zu Deutsch: »Langzeit-Unterstützung«). Jedes vierte Release von Ubuntu ist also eine solche Version, für die es einen besonders langen Unterstützungszeitraum gibt.
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Denn es kann zum Beispiel bei einem Rechner, der über neuere Hardware verfügt, sinnvoll sein, eher zu dem jeweils neuesten Ubuntu zu greifen. Die Chance, dass hierbei die Unterstützung für die neue Hardware vorhanden ist, ist naturgemäß höher als bei einer bis zu eineinhalb Jahre alten Version.
Welche Version für welchen Zweck?
Wir haben soeben festgestellt, dass Ubuntu in sogenannten Versionszyklen entwickelt wird und dass die mit »LTS« besonders ausgezeichneten Versionen jeweils das Ende eines solchen Zyklus darstellen. Am Beginn jedes Zyklus werden diejenigen Technologien in Ubuntu integriert, die einen großen Eingriff in das System darstellen. In den Folgeversionen innerhalb eines Zyklus werden diese Funktionen immer weiter verbessert, und der Fokus der Entwicklung verschiebt sich in Richtung Stabilität.
Facelifts
Sie können die Facelifts in etwa mit der Entwicklung von Automobilen vergleichen. Stellen Sie sich vor, dass ein Autohersteller alle zwei Jahre ein neues Modell auf den Markt bringt. In der Zeit zwischen diesen Veröffentlichungen werden die Modelle halbjährlichen »Facelifts« unterworfen. Diese Facelifts bringen kleine, aber kontinuierliche Verbesserungen am gesamten Auto mit sich. So ändert sich zum Beispiel das Design nicht grundsätzlich, und auch an der Antriebstechnik werden nur geringfügige Modifizierungen vorgenommen. Aber insgesamt gewinnt das Auto durch jede der Schönheitsoperationen ein Stückchen mehr an Zuverlässigkeit.
Alle zwei Jahre gibt es dann von diesem Auto ein Sondermodell (bei Ubuntu mit der Zusatzbezeichnung »LTS«), in dessen Konstruktion alle Verbesserungen der vergangenen zwei Jahre eingeflossen sind und das für die Kunden dann besonders attraktiv ist. Ein halbes Jahr nach Erscheinen dieses Sondermodells betritt der Nachfolger dieses Erfolgsautos die Bühne, und die Abfolge aus halbjährlichen Facelifts beginnt von vorn.
Abbildung 2.2 Das Veröffentlichungsschema von Ubuntu (Quelle: Mark Shuttleworth)
Was bedeutet die Zahlenkombination?
Die Grundlage dieses Buchs ist Ubuntu 12.04 LTS. Aus der Zahlenkombination können Sie herauslesen, wann diese Version erschienen ist, in diesem Fall im Jahr 2012 (12), Monat April (.04).
Sie können von einer Version auf die nächste aktualisieren, ohne dass Sie das gesamte System neu installieren müssen. Wie dies funktioniert, erkläre ich Ihnen in Abschnitt 5.3.3, »Aktualisierung des gesamten Systems«.
Korrelation mit GNOME
Sie werden sich vielleicht fragen, warum der normale Versionszyklus exakt sechs Monate beträgt. Der Grund ist banal: Die Entwicklung von Ubuntu korreliert mit der von GNOME. Jeweils einen Monat, nachdem GNOME eine neue Version seiner Desktop-Umgebung bereitstellt, werden viele dieser Pakete in Ubuntu integriert, und es erscheint eine neue Ubuntu-Version.
Übersicht der Veröffentlichungen
Zur Verdeutlichung der eben vorgestellten Zyklen soll Tabelle 2.2 dienen. Sie bietet eine Übersicht über alle zur Zeit der Drucklegung bekannten oder angekündigten Veröffentlichungen. Sie können darin die genaue Bezeichnung der Version, deren Erscheinungsdatum und den Unterstützungszeitraum herauslesen. Die Support-Dauer in der letzten Spalte bezieht sich auf die Desktop-Versionen – für die Servervariante verlängert sich die Unterstützung um weitere zwei Jahre. Die LTS-Versionen werden durch sogenannte »Point-Releases« aktualisiert, bevor die nächste LTS-Version erscheint. Diese Point-Releases enthalten ausschließlich die regulären (Sicherheits-)Updates und sollen lediglich die Installation zu einem späteren Zeitpunkt beschleunigen.
Die Entwicklungsnamen der einzelnen Versionen sind immer zusammengesetzte Tierbezeichnungen. Zu Beginn erfolgten die Bezeichnungen noch recht willkürlich, die einzige Gemeinsamkeit bestand in der Endung -hog – Warthog (Warzenschwein) und Hedgehog (Igel). Seit »Breezy Badger« werden die Releases alphabetisch fortlaufend benannt. Es entfallen allerdings Buchstaben, für die sich kein geeigneter Name findet. Inzwischen sind die Entwickler dazu übergegangen, die Version, die sich aktuell in der Entwicklung befindet, scherzhaft mit dem Namen »Grumpy Groundhog« zu bezeichnen. Bei Fedora heißt so eine Version übrigens »Rawhide«. Des Weiteren sollen die Bezeichnungen den Charakter der einzelnen Versionen widerspiegeln.
Grumpy Groundhog: Der Name »Grumpy Groundhog« sollte eigentlich für die dritte Version von Ubuntu verwendet werden, die im Oktober 2005 erschien. Man wählte hier ebenfalls die Endung -hog wie bei den ersten beiden Versionen, aber zwei Gründe sprachen gegen die Bezeichnung: Erstens assoziiert der Name »Mürrisches Murmeltier« nicht gerade ein stabiles Betriebssystem, zweitens wurde man sich der Tatsache bewusst, dass es nicht allzu viele Tiernamen mit der Endung -hog gibt und dass diese Bezeichnungen in naher Zukunft ausgehen würden. Daher änderte man die Bezeichnungsweise auf fortlaufende alphabetische Namen.
Abbildung 2.3 So fröhlich wurden Sie im Oktober 2004 bei Ubuntu begrüßt.Sie sehen hier den alternativen Splash-Screen von »Warty Warthog« (Ubuntu 4.10).
2.1.3 Canonical
Der verlängerte wirtschaftliche Arm hinter Ubuntu ist die Firma Canonical, deren Geschäftsführer bis 28.02.2010 Mark Shuttleworth war. Von den damals bescheidenen Anfängen mit kaum 40 Mitarbeitern ist das Unternehmen mittlerweile auf 320 Mitarbeiter gewachsen. Mark Shuttleworth, der Canonical gegründet hatte, konzentriert sich heute auf Themen wie Produktdesign und Qualität sowie den Kontakt mit Partnern und Kunden.
Canonical arbeitet noch nicht kostendeckend; Mark Shuttleworth finanziert das Unternehmen aus seinem Privatvermögen. Haupteinnahmequellen sind:
- Support
Firmen und Privatanwender können Support käuflich erwerben. Sie erfahren mehr über die Angebote auf der Seite www.canonical.com/consumer-services. - Landscape
Dies ist ein Programm zur Verwaltung und Überwachung größerer Netzwerke. - Ubuntu One
Damit wird ein Online-Cloud-Dienst bezeichnet, bei dem kostenlose und kostenpflichtige Dienste angeboten werden. Sie erfahren mehr in Abschnitt 4.6.1, »Ubuntu One«. - Ubuntu One Music Store
Mit diesem Namen wird ein integriertes Musikportal – ähnlich wie iTunes von Apple – bezeichnet. Sie erfahren mehr in Abschnitt 11.3.4, »Käuflicher Erwerb von Musik«.
2.1.4 Schwerpunkte und Philosophie
Ubuntu lässt sich durch einige Schwerpunkte charakterisieren:
- Benutzerfreundlich
Ubuntu ist kinderleicht zu installieren – und dies unter anderem auf zwei intelligente Weisen:- Einfach nebenbei: Sie können Ubuntu bequem von der Desktop-CD oder -DVD installieren (beiliegende DVD), während Sie im Internet surfen oder andere Tätigkeiten online erledigen; siehe Abschnitt 5.2.2, »Ubuntu installieren«.
- Wie ein Programm in Windows: Relativ neu ist die Möglichkeit, Ubuntu wie ein Programm innerhalb von Windows zu installieren (siehe Abschnitt 5.3.1, »Als Anwendung unter Windows – Wubi«).
- Stabil
Ubuntu basiert auf der vielfach bewährten Debian-GNU/Linux-Distribution. - Einfach und überschaubar
Ubuntu ist so konzipiert, dass für jede Anwendungsaufgabe lediglich ein bewährtes Programm zum Einsatz kommt. - Aktuell
Ubuntu lässt sich spielend leicht auf dem aktuellen Stand halten. Sie erfahren mehr dazu in Kapitel 7, »Programme und Pakete installieren«. - International
Ein anderes Ziel des Projekts ist eine verbesserte Internationalisierung, damit die Software so vielen Menschen wie möglich zur Verfügung steht. - Dokumentiert
Ubuntu soll das am besten dokumentierte GNU/Linux werden. Hierzu sind viele Dokumente direkt ins System integriert. Sie finden diese Hilfe über das Menü System • Hilfe und Unterstützung.
Die Bedeutung des Worts »Ubuntu«
Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu umschreibt den Begriff »Ubuntu« so:
»Eine Person mit Ubuntu ist offen und greifbar für andere, bejaht andere in ihrer Andersartigkeit, fühlt sich nicht von der Stärke anderer bedroht, verfügt über ein angemessenes Selbstbewusstsein, das sich aus dem Wissen um die eigene Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen speist, und fühlt sich selbst herabgesetzt, wenn andere erniedrigt oder herabgesetzt, wenn andere gefoltert oder unterdrückt werden.«
Ubuntu ist eine afrikanische Lebensphilosophie, der die Idee der Menschlichkeit zugrunde liegt. Das Wort ist Teil des Zulu-Ausdrucks »umuntu ngumuntu ngabantu« aus der südafrikanischen Sprachfamilie Nguni, der in etwa bedeutet: »Ein Mensch wird zum Menschen durch andere Menschen«. Eine exakte Übersetzung existiert leider in keiner europäischen Sprache. Der Begriff beschreibt Menschlichkeit und gegenseitige Großzügigkeit ebenso wie die Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel. Es ist »der Glaube an etwas Universelles, das die gesamte Menschheit verbindet«.
Diese Sichtweise unterscheidet sich deutlich vom individualistischen Denkansatz. Verglichen mit Descartes Grundprinzip »Ich denke, also bin ich«, müsste das Ubuntu-Grundprinzip »Ich gehöre dazu, also bin ich« lauten – womit das Individuum sofort in einen gemeinschaftlichen Kontext gestellt wird. Mehr über die Grundlagen der Zusammenarbeit können Sie in Abschnitt 2.3.2, »Code of Conduct«, nachlesen.
Kooperation als Basis
Die Schöpfer haben für die Linux-Distribution den Namen Ubuntu gewählt, weil sie glauben, dass er die Grundgedanken des Miteinander-Teilens und der Kooperation perfekt trifft, die für die Open-Source-Bewegung so wichtig sind. In der Welt der freien Software arbeitet man freiwillig zusammen, um Software zu schaffen, die allen nützt. Man verbessert die Arbeit anderer, die frei erhältlich ist, und man teilt die eigenen Erweiterungen auf der gleichen Basis mit anderen.
Abbildung 2.4 Das Logo von Ubuntu wird durch mehrere Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen nachgebildet. Dieser »Circle of Friends« symbolisiert den wesentlichen Charakterzug von Ubuntu – Linux for Human Beings. Die Abbildung zeigt das Cover der ersten Ubuntu-CD »Warty Warthog«.
Ihr Kommentar
Wie hat Ihnen das <openbook> gefallen? Wir freuen uns immer über Ihre freundlichen und kritischen Rückmeldungen.